Im Hinterland des westlichen Gardasee-Ufers traf ich auf der Tenuta La Presa die herzliche Winzerfamilie Dei Micheli. „Wir sind in der vierten Generation Winzer. Eigentlich kommen wir von da unten, aus Valdadige“ sagt Adelino und deutet nach Südwesten, wo die Etsch in das Veroneser Becken mündet. Sein Vater erkannte in den sechziger Jahren das Potential dieser hervorragenden Lagen. Seither hat er das Weingut in diese Zone verlagert und mit ruhiger Kraft und Leidenschaft die elterlichen Güter erweitert. 1995 wurde ihm von einem Nachbarn diese Tenuta angeboten. „Meinen Vater hatte diese typische Architektur schon immer begeistert. Seitdem habe ich das Gebäude behutsam modernisiert: ockerfarbener Putz, Naturstein, gebrannte Ziegel und ein bisschen Holz: So hat man hier immer gebaut. Das funktioniert hier gut.“ Das glaube ich gern. Wir genießen die Kühle im Schatten der hohen Natursteinlauben. Wir treten in die alte Tenne. „Wir lieben diesen Ort so sehr, weil er unser bäuerliches Erbe widerspiegelt. Meine Schwester und ich haben jahrelang recherchiert, damit alles in traditioneller Bauweise restauriert wurde.“ „Dieser Agriturismo ist unser Ort der Familie, der Begegnung. Wir sind in allen Jahreszeiten mit unseren Weinbergen verwachsen. Unsere lieben Gäste bringen die Welt und ihre Geschichten mit zu uns.“ Gegen Abend kommen die Familien und die Gäste auf einen Aperitivo zusammen. Schwatzen, lachen, genießen. Diese natürliche Vertrautheit begeistert mich jedes Mal. Was mich nur wundert ist, das ein solch liebevoll restaurierter Hof, der gepflegt ist bis ins kleinste Detail, in Deutschland noch unbekannt ist. Das muss ich unbedingt ändern.